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Digitale Technologien und Friedenseinsätze

Technologische Entwicklungen haben schon immer die Art und Weise verändert, Krieg zu führen und Frieden zu gestalten. Internationale Organisationen wie die UN müssen sich mit digitalen Technologien auseinandersetzen, die Konflikte in Krisenregionen verändern, aber auch neue Chancen für deren Bearbeitung eröffnen.

Schnittstelle Technologien mit Frieden und Sicherheit

Wie bei den meisten technologischen Veränderungen bieten die aktuellen Entwicklungen Chancen und bergen Risiken. So können Dialog- und Mediationsprozesse mit Hilfe von sozialen Medien oder digitalen Plattformen inklusiver gestaltet werden. Gleichzeitig können diese Technologien genutzt werden, um z.B. ideologische Spannungen zu verschärfen und so die Sicherheitslage zu unterminieren. Auch Cyberangriffe auf kritische Infrastruktur oder auf die Kommunikationsinfrastruktur eines Friedenseinsatzes stellen konkrete Bedrohungen dar. 

Verschiedene aktuelle Initiativen der UN thematisieren diese Schnittstelle zwischen digitaler Technologie und Frieden und Sicherheit. Im Bereich von Friedenseinsätzen bauen viele der derzeitigen Überlegungen auf dem „Performance Peacekeeping Final Report 2015 of the Expert Panel on Technology and Innovation in UN Peacekeeping“ auf. In dem Bericht wird argumentiert, dass Technologie und Innovation für die operativen Leistungsfähigkeit aktueller und künftiger UN-Friedensoperationen entscheidend sind. Die Autorinnen und Autoren sprechen sich für eine umfassendere und gezielte Nutzung neuer Technologien aus – um die Wirksamkeit von Einsätzen zu verbessern und die UN insgesamt zu einer lernenden und innovativen Organisation zu machen. 

©Easyturn

Praktische Anwendungen

Es gibt zahlreiche Beispiele für die praktische Anwendung digitaler Technologien im Kontext von Friedenseinsätzen. Zur Unterstützung von Wahlen, der Wahrung der Menschenrechte oder in der polizeilichen Arbeit von Friedenseinsätzen etwa werden diese genutzt, um z.B. Ermittlungen zu erleichtern, die Wählerregistrierung zu beschleunigen oder die Verwaltung nationaler Polizeibehörden durch Datenbanken zu professionalisieren. Gleichzeitig gibt es hier auch fünf Jahre nach dem ersten „Expert Panel“ noch viel ungenutztes Potenzial. Bei der Umsetzung von Mandatsaufgaben wie Grenzmanagement, den Schutz der Zivilbevölkerung oder Monitoring ist eine Vielzahl von weiteren Anwendungen für digitale Technologien denkbar.

Allzu oft erscheint die Diskussion über die Rolle digitaler Technologien in Friedeneinsätzen angebotsgesteuert: Allein aufgrund der Verfügbarkeit digitaler Anwendungen wird nach entsprechenden Einsatzmöglichkeiten gesucht. Stattdessen gilt es zu überlegen, welche High-Tech- (oder auch Low-Tech-)Lösung sich tatsächlich für Herausforderungen in Friedenseinsätzen eignet. Um sinnvolle Anwendungen zu identifizieren, muss das technologische und digitale Bewusstsein von Personal in Friedenseinsätzen sowie die Fähigkeit, damit umzugehen, weiter entwickelt werden. Allein der Umgang mit Daten ist für viele noch eine Herausforderung. Neben technischen Fähigkeiten muss auch ein passender Rahmen für Aufsichts- und Rechenschaftspflicht weiterentwickelt werden.

Unser Engagement

Wir beschäftigen uns schon seit einigen Jahren mit dem Thema Technologie und Friedenseinsätze. Zuletzt fand im Oktober 2019 in Zusammenarbeit mit dem UN Department of Peace Operations ein „Expert Dialogue on Technology and Peace Operations“ statt, bei dem sich etwa 40 Repräsentantinnen und Repräsentanten von internationalen Organisationen, Zivilgesellschaft, Forschung, Praxis und Privatwirtschaft den neuesten Entwicklungen in diesem Bereich widmeten. 2020 werden wir unsere Aktivitäten zu diesem Thema intensivieren und ausbauen. Konkret stärken wir das entstandene Netzwerk und vertiefen die thematische Diskussion über einen Blog, bei der eine Vielzahl von Stimmen aus den unterschiedlichsten Bereichen zu Wort kommen und verschiedene Perspektiven beleuchtet werden.

 

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